Als gebürtige Ukrainerin bist du mit 7 Jahren nach Deutschland gezogen und seit 2.5 Jahren lebst du in Zürich. Seit deinem Wegzug aus der Ukraine bist du etliche Male umgezogen – nach Frankfurt und Darmstadt folgten Lyon, London, Essen, Berlin, München, Genf und jetzt Zürich – und du sprichst vier Sprachen (Englisch, Französisch, Deutsch und Russisch) fliessend.
Zudem bist du top ausgebildet. Heute hast du einen B.A. in Wirtschaftsingenieurwesen und einen M.A. in Sustainable Energy Futures in der Tasche und arbeitest 80% als Senior Project Manager bei Adnovum. Vor zwei Jahren hast du ausserdem dein eigenes Start-up-Unternehmen Enchar gegründet und wurdest vor kurzem Mama. Erzähl uns mehr!
Mit meinem Mann und einer weiteren Person habe ich das Nachhaltigkeitsunternehmen Enchar gegründet mit dem Ziel, die Nutzung von Pflanzenkohle zu fördern. Denn sie hat das Potenzial, die Emissionen in der Landwirtschaft – aber auch in anderen Industrien – massgeblich zu senken, was zumindest ein kleiner Beitrag gegen die Erderwärmung ist. Wir kümmern uns in erster Linie um das Match-Making zwischen den Anbietern und Abnehmern in dem Bereich. Wir sind sozusagen die «Pflanzenkohle-Broker».
Richtig spannend! Wie ist es dazu gekommen und inwiefern ergänzen sich deine zwei Jobs?
Ich wollte schon immer etwas machen, das möglichst schnell einen sichtbaren, positiven Impact hat. Bei Adnovum arbeite ich an Software-Projekten, die eine enorme Reichweite und Bedeutung haben. Es ist ein tolles Gefühl, ein finales Produkt, das wir erarbeitet haben, auszutesten und zu sehen, was es alles möglich macht.
Bei Enchar habe ich die Möglichkeit, Pflanzenkohle durch die Entwicklung unserer Plattform dorthin zu bringen, wo sie den grössten Nutzen für Kunden und die Umwelt bringt. Auf die Pflanzenkohle an sich bin ich durch meinen Mann gekommen, der sich für das Thema «Terra Preta» interessiert hat.
In beiden Jobs beschäftige ich mich mit der Entwicklung von digitalen Produkten und Geschäftsfeldern. Was ich bei Enchar mache und lerne, kann ich gut auch bei Adnovum umsetzen und umgekehrt. Die beiden Jobs ergänzen sich also prima.
Und wie steht es um die zeitliche Vereinbarkeit von deiner Arbeit für Adnovum und deiner Selbständigkeit?
Adnovum gibt mir sehr viel Flexibilität und Vertrauen, was ich sehr schätze. Ich denke jedoch, dass es hilft, Grenzen zu definieren, damit man nicht ständig zwischen den unterschiedlichen Themen hin-und herwechseln muss. Ich habe daher auch konkrete Tage definiert, an denen ich voll bei Adnovum bin, und Zeiten, die ich voll und ganz Enchar widme.
Auf welche Adnovum-Projekte bist du besonders stolz? Oder von welchen Projekten konntest du im Speziellen profitieren?
Mein grösstes Adnovum-Projekt bisher war Concrete Direct für Holcim. Daran habe ich zwei Jahre gearbeitet. Bei diesem Projekt ging es darum, verschiedene Apps zu erstellen und diese so miteinander zu synchronisieren, dass alle am Prozess Beteiligten – Kunden, Hersteller und Lieferanten – jederzeit wissen, was mit dem Beton geschieht. Die Apps wurden international eingeführt und hatten dementsprechend eine grosse Resonanz.
Daneben arbeite ich auch noch an einem anderen Projekt, aber das ist vertraulich, daher kann ich darüber nichts erzählen. Ausserdem arbeitete ich an einem Conversational-AI-Projekt und unterstütze das Business Development bei Adnovum.
Kannst du uns ein paar Beispiele für Situationen nennen, in denen du dich von Adnovum auf deinem Karriereweg gut unterstützt gefühlt hast?
Kurz vor meinem ersten Arbeitstag bei Adnovum hatte ich mir den Fuss gebrochen und musste operiert werden. Dass ich damals einen Blumenstrauss mit Genesungswünschen zugesendet bekam, fand ich super warmherzig und es hat meine Vorfreude auf den Start auf jeden Fall gesteigert.
Ausserdem durfte ich damals für mehrere Monate am Stück von zuhause aus arbeiten, was mir den Start bei Adnovum doch sehr erleichtert hat.
Ich geniesse auch die Rückendeckung und den Zusammenhalt im Team. Das ist mir sehr viel Wert und hilft mir im Umgang mit anspruchsvollen Situationen. Darüber hinaus schätze ich sehr die Flexibilität, die Adnovum mir bietet.
Initiative und neue Ideen werden dankbar angenommen. Man kann viel bewirken, sich entfalten und wird stets ermutigt und unterstützt.
Ich wurde auch kurz vor meinem Mutterschaftsurlaub befördert. Das ist für mich ebenfalls ein Zeichen der Wertschätzung und des Vertrauens seitens Adnovum.
Wo siehst du trotz deinen guten Erfahrungen Verbesserungspotenzial für Adnovum?
Ich finde es gut, dass Adnovum die Gehaltsbänder bald offenlegen will. Diese Transparenz erachte ich als wichtig. Ich bin also gespannt und denke, dass das durchaus noch konkreter werden darf.
Hast du schon einmal in deinem Leben die gläserne Decke erlebt oder beobachtet?
Bei Adnovum nicht. Ich habe auch den Eindruck, dass Adnovum bei dem Thema sensibilisiert ist. Direkt nach meinem Start durfte ich z.B. an der Initiative «Women at Adnovum» teilnehmen. Ich kenne aber auch andere Branchen, wie zum Beispiel das Trading, wo man als Frau nicht nur in der Minderheit ist (was mich an sich nicht weiter stört), sondern das auch durch den Umgang miteinander stärker zu spüren bekommt.
Wer ist dein Vorbild?
Meine Chefin in meinem allerersten Job. Sie hat damals die Business-Development-Abteilung geleitet und ist immer sie selbst geblieben. So hat sie zum Beispiel ihren schwäbischen Dialekt nicht abgelegt, was in Deutschland leider nicht ganz selbstverständlich ist. Ausserdem hat sie es geschafft, Privatleben und Beruf zu vereinen. So hat sie trotz einer leitenden Position eine mehrmonatige Asien-Reise gemacht, was wohl gut investierte Zeit war, da sie später CEO Asia Pacific wurde. Mittlerweile hat sie vier Kinder und ist Managing Director bei Black Rock.
Ein paar Jahre nachdem wir zusammengearbeitet hatten, kontaktierte ich sie mit ein paar Fragen und sie nahm sich wirklich Zeit für mich trotz ihres sicherlich vollen Terminkalenders.
Ich bewundere sehr, wie sie alles unter einen Hut bekommt und so hilfsbereit und menschlich bleibt.
Gibt es einen Schlüsselmoment, der dich zu deiner jetzigen Position brachte?
«Den» Moment gibt es nicht. Es war eher ein Prozess. Ich habe mich immer wieder auf unangenehme oder zumindest neue Situationen eingelassen, um persönlich und beruflich zu wachsen. So habe ich zum Beispiel ein Auslandssemester in Frankreich gemacht, weil ich Französisch so hasste. Aber ich dachte: «Jetzt habe ich mich so viele Jahre mit der Sprache gequält … Das wäre alles umsonst, wenn ich das jetzt nicht mache.»
Heute bin ich stolz, dass ich mich auf Erfahrungen wie diese eingelassen habe. Das hat zu viel persönlichem und beruflichem Wachstum geführt und Unmögliches möglich gemacht. Nicht umsonst ist mein heutiger Geschäftspartner und Mann Franzose.
Vielen Dank für deine Zeit und das inspirierende Gespräch, Jenny.