Im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz (KI) ist der Schutz der Privatsphäre wichtiger denn je. Gemäss Statistik sorgt sich jede dritte Person um ihre Daten, wenn sie in der digitalen Welt unterwegs ist. Datenschutz ist daher nicht verhandelbar, KI indes heute auch nicht mehr vernachlässigbar. Wie lassen sich diese beiden Pole verbinden?
Wir zeigen, wie eine KI-Governance zum Schutz der Privatsphäre beiträgt, wie sie sich in die Softwareentwicklung integrieren lässt und wie Programmierer, die KI nutzen, «privacy by design and default» in einer Applikation gewährleisten. Ebenso führen wir die häufigsten Sicherheitsbedrohungen KI-gestützter Apps auf und liefern gleich Gegenmassnahmen. Selbstverständlich fehlt auch eine Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile KI-gestützter Softwareentwicklung nicht.
Erfahren Sie, worum es bei KI-Governance geht, welche Rolle sie beim Gewährleisten der Privatsphäre spielt und welche Best Practices Sie befolgen sollten, wenn Sie KI in der Softwareentwicklung einführen.
Stellen Sie sich KI-Governance als ein System von Richtlinien und Verfahren vor, das die Art regelt, wie KI Features eingesetzt und überwacht werden. KI-Governance bildet einen rechtlichen Rahmen für die Verwendung von KI-Technologien. Sie gewährleistet ethische, gesetzeskonforme und effiziente Ergebnisse. Das Ziel besteht darin, die Lücke zu schliessen, die beim technologischen Fortschritt zwischen Verantwortlichkeit und Ethik entsteht.
KI-Governance deckt unter anderem die Aspekte KI-Algorithmen, Sicherheit und Datenschutz ab.
Jede dritte Person sorgt sich um ihre Privatsphäre im Internet. Deren Schutz ist daher ein absolutes Muss. Und eine besondere Herausforderung im Zusammenhang mit KI.
Hier kommt KI-Governance ins Spiel. Sie schafft ein Gleichgewicht zwischen der kreativen KI-gestützten Softwareentwicklung und dem Datenschutz. Denn sie stellt sicher, dass sich die Entwickler beim Umgang mit personenbezogenen Daten an die Regeln halten. Hinzu kommt, dass eine solide KI-Governance das Vertrauen von Nutzern und Kunden fördert.
Wer eine KI-Governance in seinen Software-Entwicklungszyklus integriert, orientiert sich idealerweise an den folgenden Best Practices:
Best Practices für Einführung von KI-Governance |
1. Datenschutz |
2. Erkennen verzerrter Daten |
3. Sicherheit |
4. Verantwortlichkeit |
5. Transparenz |
6. Schulung |
7. Stete Verbesserung |
Datenschutz
Halten Sie sich an die datenschutzrechtlichen Vorgaben wie DSGVO und DSG und stellen Sie die Einwilligung, die Anonymisierung und den sicheren Umgang mit sensiblen Daten sicher.
Erkennen verzerrter Daten
Sorgen Sie dafür, dass die verwendeten Datensätze vielfältig und von hoher Qualität sind, um Verzerrungen in den KI-Modellen zu vermeiden. Prüfen Sie die Modelle laufend auf Verzerrungen, insbesondere betreffend Geschlecht, Rasse oder andere sensible AttributeEine KI-Governance bildet in der Softwareentwicklung eine zusätzliche Sicherheitsschicht gegen sämtliche Gefahren, die den Schutz der Privatsphäre oder die Integrität beeinträchtigen könnten.
KI-gestützte Applikationen basieren auf Modellen, die wertvolle und oft sensible Daten enthalten. Es überrascht daher kaum, dass sie gewissen Bedrohungen ausgesetzt sind.
Branchenübergreifende Datenschutzverletzungen zeigen es deutlich: Der Schutz der Daten in KI-gestützten Apps ist essenziell. Deren einzigartigen Attribute – z.B. detaillierte Benutzerinteraktionen, sensible Informationen und leistungsstarke Vorhersagefunktionen – machen sie zu einem attraktiven Ziel für Hacker.
KI-gestützte Applikationen sind wie jedes Softwaresystem mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. Hier einige nennenswerte:
Bei Data Poisoning versucht ein Angreifer, Trainingsdaten zu manipulieren, um KI-Algorithmen irrezuführen. KI-gestützte Apps machen als Folge davon falsche Vorhersagen oder ziehen falsche Schlüsse, was sich negativ auf die Entscheidungsfindung auswirken und ernsthafte Konsequenzen haben kann.
Beispiel: 2016 «lernte» Microsofts Bot namens Tay aus Gesprächen mit Nutzern und begann sich in sozialen Medien nach kurzer Zeit unangemessen zu verhalten.
Bei Adversarial-Input-Angriffen werden KI-Algorithmen durch raffiniert veränderte Daten manipuliert. Selbst kleinste Veränderungen, die das menschliche Auge nicht wahrnimmt, können die Algorithmen so beeinflussen, dass sie Daten falsch klassifizieren.
Beispiel: Nur schon gezielte kleine Veränderungen wie ein Post-it auf einem Stoppschild führen dazu, dass der Autopilot eines Fahrzeugs das Verkehrsschild falsch interpretiert – mit verheerenden Folgen.
Mit Model Leeching ist ein Angreifer in der Lage, grosse Datenmengen von Large Language Models (LLM) abzusaugen und die so gewonnenen Informationen für gezielte Angriffe zu nutzen. Dazu stellt der Angreifer dem LLM einige gezielte Fragen («Prompts»), sodass das LLM aufschlussreiche Informationen über seine Funktionsweise des Modells preisgibt.
Ziel bei einem Model-Privacy-Angriff ist es, Trainingsdaten des Modells abzugreifen. Daten können bedeutendes und sensitives geistiges Eigentum darstellen (z.B. persönliche Gesundheitsdaten). Angreifer können auch versuchen, das Modell selbst zu stehlen. Indem sie ein über die Jahre entwickeltes Modell mit Anfragen und Beispielen bombardieren, ist es ihnen unter Umständen möglich, im Nu ein neues Modell zu entwickeln.
Beispiel: Ein Angreifer kann herausfinden, ob gewisse Daten zu Trainingszwecken genutzt wurden, und sogar komplexe Trainingsdaten wie Gesichter grob nachbilden.
Sind die Risiken von KI nun grösser als der Nutzen?
Nein. Wer die Bedrohungen versteht, macht einen wichtigen Schritt hin zu KI-gestützter Software, die besser gegen Sicherheitsverstösse geschützt ist. Zudem lässt sich die Sicherheit auf verschiedene Art verbessern.
Um die Risiken und die möglichen Konsequenzen der genannten Bedrohungen zu mindern, bieten sich die folgenden Sicherheitsstrategien an:
Strategien für mehr Sicherheit KI-gestützter Apps |
1. Datenverschlüsselung |
2. Datenanonymisierung und -minimierung |
3. Sicherheit des Modells |
4. Zugriffskontrolle |
5. Solide Authentifizierung |
6. Überwachung und Protokollierung |
7. Einhalten der gesetzlichen Bestimmungen |
8. Regelmässige Sicherheitsprüfungen und -beurteilungen |
9. Regelmässige Aktualisierungen |
Wenden Sie starke Verschlüsselungsmethoden an, um Daten im Ruhezustand und bei der Übermittlung zu schützen. So gewährleisten Sie die Sicherheit sensibler Daten in KI-Modellen.
Indem Sie diese Strategien in die Entwicklung und die Instandhaltung KI-gestützter Apps einbinden, verbessern Sie Ihre Sicherheitslage sowie den Schutz sensibler Daten und Funktionalitäten.
Entscheidend: Die Instandhaltung KI-gestützter Software und der Datenschutz sind ein laufender, sich wandelnder Prozess.
Die Fähigkeit von KI, grosse Mengen von – oft sensiblen – Daten innert Sekunden zu verarbeiten, macht sie zu einem bevorzugten Ziel von Angreifern. Deshalb sind spezifische Kenntnisse über Datenschutz ein Muss und erfordern einen ganzheitlichen Ansatz.
Datenschutz bei KI umfasst mehr als den Schutz der Privatsphäre. Zunächst einmal dienen die Datenschutzmassnahmen bei KI dazu, sensible Daten vor unberechtigtem Zugriff und vor Sicherheitsverstössen zu bewahren. Des Weiteren sollen sie sicherstellen, dass es bei der Verarbeitung sensibler Daten in KI-Modellen zu keiner Datenmanipulation kommt. Mit der Verbreitung von KI-Technologie ist auch die Nachfrage nach strengen Datenschutzmassnahmen gestiegen.
Es empfiehlt sich, den Schwerpunkt bei solchen Massnahmen wie folgt zu legen:
Die Verflechtung von Datenschutzmassnahmen mit KI bedeutet nicht, die Technologie zu ersticken. Es handelt sich vielmehr um einen proaktiven Ansatz, der es Unternehmen ermöglicht, das Potenzial von KI bei begrenztem Risiko auszuschöpfen.
KI-gestützte Softwareentwicklung und Datenschutz sind untrennbar miteinander verbunden. Bei einem ausgewogenen Modell steht der Datenschutz im Zentrum. Eine Stärke von KI liegt bekanntlich darin, enorme Datensätze zu verarbeiten und daraus zu lernen. Der Schutz dieser Daten ist daher das A und O.
Kurz: Datenschutz bei KI-gestützter Softwareentwicklung bedeutet, mit KI-Modellen zu arbeiten, die «secure by design» sind. Damit lässt sich nicht nur die Behebung im Nachhinein auftretender Schwachstellen vermeiden, sondern auch die Wahrscheinlichkeit verringern, dass grundlegende Sicherheitsmassnahmen vergessen gehen. Zudem ermöglicht es ein Modell, das «secure by design» ist, Sicherheitsbedrohungen frühzeitig zu erkennen.
Datenschutz bei KI-gestützter Softwareentwicklung umfasst mehr als technische Aspekte. Er prägt den Ruf und die Vertrauenswürdigkeit eines Unternehmens. Denn der Datenschutz ist eine treibende Kraft, wenn es um Partnerschaften und die Gewinnung neuer Kunden geht.
Da KI die Welt der Technologie immer stärker prägt, sollten Unternehmen ihre Datenschutzmassnahmen auf den neusten Stand bringen. Hier sind fünf bewährte Praktiken, mit denen Sie den Datenschutz bei KI optimieren:
Definieren Sie zu Beginn klare Datenschutzrichtlinien
Klare Richtlinien betonen die Bedeutung des Datenschutzes. Informieren Sie sämtliche Abteilungen, dass solche Richtlinien bestehen.
Mit der Einführung von Best Practices ist es indes noch nicht getan. Es braucht laufend Aktualisierungen und Verbesserungen, um mit der Entwicklung der KI-Technologien und den Sicherheitsbedrohungen Schritt zu halten.
Die Sicherheit bei der Einführung von KI ist eine zentrale Herausforderung, die sich direkt auf den Datenschutz auswirkt. Welches die Probleme sind, auf die Unternehmen stossen, wenn sie Daten während der Einführung von KI schützen wollen, zeigt dieses Kapitel. Zugleich bietet es Strategien, um die Sicherheit während der Einführungszeit von KI zu erhöhen.
KI pflügt weltweit Branchen um. Mit der Nutzung von KI nimmt indes auch das Datenvolumen zu, das sie verarbeitet. Damit entsteht eine kritische Verbindung zwischen der Einführung von KI und dem Datenschutz.
In einer Zeit, in der Datenschutzverletzungen die Schlagzeilen beherrschen, sind solide Gegenmassnahmen ein Muss. Unternehmen, die es nicht schaffen, solche Massnahmen zu ergreifen, sehen sich möglicherweise mit behördlichen Bussen, der Abwanderung von Kunden oder einem hartnäckigen Imageschaden konfrontiert, sollte es zu einem Datenzwischenfall kommen.
Zweifellos, die Einführung von KI gleicht einem Spagat: das Potenzial von KI nutzen und zugleich die Privatsphäre des Einzelnen schützen.
Knackpunkt beim Datenschutz während der Einführung von KI ist die Feinabstimmung zweier Faktoren: das immer schnellere Tempo der KI-Entwicklung und die sich ständig ändernden Datenschutzbestimmungen. Das führt zu einigen besonderen Herausforderungen:
Sicherheit bei der Einführung von KI |
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Herausforderungen |
Strategien |
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Um die Sicherheit und damit den Datenschutz bei der Einführung von KI zu verbessern, braucht es eine Kombination moderner Tools, aktualisierte Prozesse sowie einen Sinneswandel:
Wer KI in die Softwareentwicklung integriert, dem winken Produktivitätssteigerungen bei zugleich weniger Fehlern. Risiken wie die Verletzung der Privatsphäre sollten indes strategisch entschärft werden, z.B. durch eine strenge Datenschutzrichtlinie.
Der Umgang mit neuen Technologien ist zwar herausfordernd. Dennoch bietet der Einbezug von KI in der Softwareentwicklung einige nennenswerte Vorteile:
Selbstverständlich gibt es zahlreiche weitere Beispiele dafür, welche Vorteile KI der Softwareentwicklung bringt.
Selbstverständlich ist die Nutzung von KI auch mit gewissen Risiken und Herausforderungen verbunden:
Mit cleveren Strategien ist es möglich, die meisten Risiken von KI bei der Softwareentwicklung zu entschärfen.
Der erste Schritt ist eine strenge Datenschutzrichtlinie. Denn der geregelte Zugriff auf Daten, obligatorische Verschlüsselungsverfahren und regelmässig aktualisierte Sicherheitsmassnahmen wirken Datenschutzverletzungen entgegen.
Der zweite Schritt besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen Mensch und KI zu schaffen, was blindem Vertrauen in automatisierte Systeme vorbeugt. Behält der Mensch den Überblick darüber, was die KI macht, gewährleistet dies die Validierung der KI-Ergebnisse und senkt das Risiko von Softwarefehlern.
Drittens ist eine diversifizierte Datenbank eine gute Voraussetzung, um das Problem der Verzerrung von KI-Ergebnissen zu lösen. Ein breites Spektrum neutraler Daten in Trainingsalgorithmen hilft dabei, unvoreingenommene und ethische Ergebnisse zu erhalten. Regelmässige Prüfungen des Outputs von KI können zudem verborgene Verzerrungen zutage fördern.
Viertens fördert Transparenz bei KI-Tätigkeiten ethisches Verhalten. Wer Interessengruppen gegenüber kommuniziert, dass er KI einsetzt, stellt sicher, dass alle angemessen über die möglichen Risiken und Chancen informiert sind.
Eine nahtlose Integration von KI in die Softwareentwicklung ist nur mit proaktiven Datenschutzmassnahmen möglich. Die KI-Governance bildet die tragende Säule. Denn sie bringt Innovation dank Best Practices und steter Verbesserung mit dem Datenschutz in Einklang. Wer den Datenschutz inklusive Richtlinien, Verschlüsselung und regelmässigen Prüfungen priorisiert, verschafft sich einen strategischen Vorteil – und fördert überdies Vertrauen und Reputation.
Die KI-gestützte Softwareentwicklung ist zwar mit potenziellen Risiken behaftet, bietet aber zugleich immense Chancen. Auf der sicheren Seite und widerstandsfähig ist, wer sich mit beiden Seiten auseinandersetzt.