Als in der Schweiz geborene und aufgewachsene Tochter eines österreichischen Vaters und einer israelischen Mutter hast du deine Ausbildung an der Französischen Schule in Zürich abgeschlossen und das Land verlassen, sobald du dein Diplom in Händen hieltest. Du gingst auf die Komoren und bliebst dort drei Jahre lang. Danach folgten zehn Jahre Studium und Arbeit in Lausanne, gefolgt von vier Jahren in Singapur und zwei Jahren in Hong Kong. Ein kürzerer Aufenthalt in Tel Aviv folgte, bevor du schliesslich vor vier Jahren in die Schweiz zurückgekehrt bist.
Heute besitzt du drei Pässe und sprichst fünf Sprachen: Hebräisch, Englisch, Französisch, Deutsch, Schweizerdeutsch. Früher gehörten da auch exotischere Sprachen wie Shimaorais and Bahasa dazu. Sagen wir es, wie es ist: Du bist ein echtes Drittkulturkind. Was bewog dich vor drei Jahren dazu, in die Schweiz zurückzukehren und Adnovum als Arbeitgeber auszuwählen?
Die Multikulturalität von Zürich hat mich schon immer stark angesprochen und macht es mir einfach, mich hier zu Hause zu fühlen. Ich schätze auch sehr das Kulturangebot und den schnellen Zugang zum Rest der Welt. Ausserdem macht mich die Freundlichkeit, die tagtäglich bei Adnovum gelebt wird, sehr froh, wieder hier zu sein. An meinem früheren Arbeitsort wurde Freundlichkeit nicht als Stärke, sondern als Schwäche angesehen.
Bei Adnovum arbeitest du in der Market Unit «Banking» als Senior Project Manager für verschiedenste Projekte, du bist auch ein Career Coach und Co-Lead unserer Agilen Gilde. Darüber hinaus bietest du deine Dienste als zertifizierter Coach an und bist Mutter eines anderthalbjährigen Sohns. Das klingt nach einer ziemlichen Ladung!
Darum sind wir neugierig zu erfahren, was für dich die grössten Herausforderungen in deiner Karriere waren, von denen du am meisten profitiert hast?
Über die Jahre habe ich festgestellt, dass herausfordernde Situationen am meisten zu meinem persönlichen Wachstum beigetragen haben.
Eine grosse Herausforderung, der ich immer und immer wieder begegnet bin, resultierte aus der Arbeit im multikulturellen Kontext: Obwohl alle auf Englisch kommunizierten und zusammenarbeiteten, sprach niemand wirklich «die gleiche Sprache». Das hat mich gelehrt, mehr auf das zu achten, was Leute «meinen», als auf das zu hören, was sie «sagen».
Ein lustiges Beispiel einer Herausforderung war, als ein Teil meines Teams, das in Asien angesiedelt war, sich weigerte, Deadlines zu setzen, weil das ihrer Kultur nach Unglück bringen würde. Du kannst dir vorstellen, wie wohl mir dabei war, als Verantwortliche für den asiatischen Raum in einem weltweiten SAP-Implementierungsprojekt dem europäischen Hauptquartier diesen Sachverhalt zu erklären. (lacht)
Und es fällt mir noch eine andere Situation ein: Als ich aus dem Ausland zurückkehrte, bemerkte ich, dass die Stationen meines Lebenslaufs nicht der Struktur eines «normalen» beruflichen Werdegangs in der Schweiz entsprachen. Vor Adnovum arbeitete ich als Change and Transition Manager, und auch als Continuous Improvement Manager, wo ich Veränderungen leitete, die sich auf mehr als tausend Personen auswirkten. Und dies in mehreren unterschiedlichen Branchen, was hier definitiv nicht einer standardgemässen Karriere entspricht. Als ich mich also in der Schweiz auf ähnliche Positionen bewarb, bekam ich als Antwort: Sie haben die passenden Fähigkeiten und Qualifikationen, aber Ihnen fehlen mindestens zehn Jahre Erfahrung. (lacht)
Und wie kam Adnovum ins Spiel?
Adnovum besteht nicht auf streng lineare Karrierepfade und akademische Titel. Wenn du weisst, dass du die anstehenden Arbeiten und Aufgaben bewältigen kannst, dann vertraut man dir. Und man gibt dir die Freiheit und die Flexibilität, während der Arbeit zu lernen und zu wachsen, da jeder Kontext in diesem Geschäft sehr spezifisch ist und dadurch eine Inspiration für die eigene persönliche Entwicklung sein kann. Dieses Vertrauen und diese Flexibilität sind tief verwurzelte Bestandteile der Unternehmenskultur. Für Leute wie mich ist es das ein grosser Motivator, und auf dem Arbeitsmarkt ein echtes Alleinstellungsmerkmal.
Es ist schön zu hören, dass du dich von Adnovum gut unterstützt fühlst. Aber wie steht es um die Frauenförderung? Was bietet Adnovum arbeitstätigen Frauen und Müttern, was andere Unternehmen nicht bieten?
Ich glaube nicht, dass Adnovum arbeitstätigen Frauen mehr bietet als andere Unternehmen. Ich kann aber sagen, dass man dir zuhört, wenn du eine Idee hast. Und wenn du Hilfe brauchst, wird dir wo immer möglich Unterstützung angeboten. Diese empathische Hilfsbereitschaft macht es einfacher, Aufgaben zu bewältigen, und fördert eine gesunde Work-Life-Balance für alle – unabhängig vom Geschlecht und der familiären Situation. Ebenso geben mir die flexiblen Arbeitszeiten und die Option, nach den eigenen Bedürfnissen auch von zu Hause aus arbeiten zu können, ein Gefühl von Empowerment und Freiheit.
Schon vor deiner Zeit bei Adnovum warst du ein zertifizierter Coach. Heute bietest du weiterhin Managern, Führungskräften und Coaches inner- und ausserhalb des Unternehmens deine Dienste an. Gibt es hier einen Zusammenhang mit deiner Motivation, die Agile Gilde bei Adnovum zu gründen und mitzuleiten?
Absolut, ein sehr enger sogar. Die Tätigkeit als Coach ist ein Teil von mir und bedeutet, dass ich immer Wege suche, andere zu unterstützen und zu stärken, egal ob sie mit mir arbeiten oder nicht. Die Agile Gilde ist eine unterstützende Plattform, wo sich Leute über die agile Methodik und ihre damit verbundenen Herausforderungen unterhalten können. Es ist eine Plattform, wo Leute Wissen austauschen, Rat einholen und Probleme lösen können. Und wenn sich keine vorgefertigte Lösung anbietet, ist ein Coach der beste Weg, um bei der Problemlösung Hilfe zur Selbsthilfe zu erhalten.
Gleichberechtigung ist vermutlich kein agiles Thema, aber lass uns dennoch kurz darauf eingehen: Wie hat sich die Arbeitswelt im Hinblick auf die Gleichberechtigung am Arbeitsplatz verändert, seitdem du bei Adnovum bist?
Ich kann definitiv sagen, dass ich mit immer mehr Frauen zusammenarbeite. Heute sind bei all meinen Projekten Frauen beteiligt. Das ist eine super Sache, wenn man bedenkt, dass zu meiner Zeit auf der Ingenieurschule in Lausanne von 120 Studierenden nur fünf weiblich waren.
Hast du als weibliche Führungskraft im Ausland Unterschiede in der Arbeitskultur festgestellt?
Glücklicherweise habe ich in meiner gesamten Karriere keine negativen Erfahrungen im Zusammenhang mit meinem Geschlecht machen müssen, aber es stimmt, dass es bei meinen früheren Arbeitgebern so gut wie keine weiblichen Führungskräfte gab. In der Schweiz ist das anders. Das gleiche gilt für Adnovum.
Wer ist dein Vorbild?
Meine Mutter. Sie war schon immer und ist noch immer eine Superheldin. Sie hat so viel Kraft und Stärke.
Vielen Dank, dass du heute deine Geschichte mit uns geteilt hast, Yael. Es war ein Vergnügen mit dir zu sprechen.