«Ökosystem» ist eins jener Schlagwörter, die mal mehr, mal weniger präsent sind. Diesmal wird es nach unserer Wahrnehmung überdauern. Diverse Entwicklungen untermauern diese Vermutung. Dazu zählt beispielsweise der Open-Banking-Trend mit API-Standards und DLT, der branchenübergreifende Angebote ermöglicht und – gemäss dem Bericht des Bundesrats zu Digital Finance – gar wünschenswert macht.
Im Gegensatz zu biologischen Ökosystemen, in denen sich ein Gleichgewicht einstellt und das Überleben des Systems sichert, gelingt dies Ökosystemen in einem wirtschaftlichen Kontext nur, wenn das Zusammenspiel von Teilnehmern, Angebots- und Nachfrageketten durch eine angemessene Governance und passende Software orchestriert wird. Das Modell des Ökosystems ist dabei unerheblich.
Wenn Wirtschaftsakteure und insbesondere Hersteller oder Zulieferer in Wertschöpfungsketten über Ökosysteme sprechen, haben sie in der Regel zwei Modelle vor Augen. Ein Akteur, dem es gelingt, Vertrauen zu schaffen sowie verschiedene und ergänzende Dienstleistungen zu seinem Kernangebot bereitzustellen, kann sich überlegen, ein eigenes Ökosystem aufzubauen. Beim zweiten Modell orientieren sich die Akteure an Themen oder «Verticals» wie Immobilien, Gesundheit oder Vorsorgeplanung und bieten ihre (ähnlichen) Dienstleistungen gemeinsam mit Mitbewerbern auf einer Drittplattform an. Auf diese Weise versuchen sie, neue Kunden zu erreichen und auf ihre eigene Plattform zu leiten. Diese Modelle bestehen nebeneinander und vermehren sich, was letztlich zu einer blasenähnlichen Struktur verschiedener Ökosysteme führt, die sich überlappen.
Im Markt für Finanzprodukte und -dienstleistungen findet derzeit ein Paradigmenwechsel statt von einer bank- zu einer kundenzentrierten Struktur, der sich beschleunigt, da Kunden «ihre» Produkte von verschiedenen Anbietern beziehen. Die daraus entstehende Blasenstruktur kommt den Kunden entgegen. Sie kombinieren das, was am besten zu ihrer aktuellen Situation und zu ihren Plänen passt, und verwalten ihr eigenes Ökosystem. So betrachtet sind ausgewählte Bankdienstleistungen nur ein Baustein von vielen.
Wie kann eine Bank reagieren? Oder eher, was sollte eine Bank tun? Letztlich ist das Ökosystem der strategischen Kunden-Zielgruppe entscheidend bei der mittel- bis langfristigen Positionierung des Angebots von Finanzdienstleistern.
Das erste der beiden Ökosystem-Modelle bietet mehr Potenzial bei der Positionierung und Differenzierung im Markt. Aus dieser Perspektive betrachtet, besteht der wertvollste strategische Aktivposten für einen Finanzdienstleister in der Fähigkeit, ausgehend von seinen Kernkompetenzen ein konkurrenzfähiges Angebot zu entwickeln, das zugleich attraktiv und relevant ist. Dies gelingt beispielsweise, indem er das eigene Angebot mit Dienstleistungen Dritter ergänzt, die er auf seiner eigenen Plattform anbietet. Kunden werden diese Services in ihr individuelles Ökosystem aufnehmen, das Teil ihrer Wertekette ist, wenn sie darin einen Mehrwert für sich erkennen. Für diesen Ansatz benötigen Finanzdienstleister eine Software, die ihre Kompetenzen abbildet: den «digitalen Zwilling» ihres Geschäftsmodells, d.h. massgeschneiderte Software. Diese Software sollte in der Lage sein, sich analog dem Geschäftsmodell und dem Umfeld weiterzuentwickeln. Es muss zudem möglich sein, Partner-Dienstleistungen so in die Software einzubinden, dass der Kunde den Vorteil der Plattform erkennt und schätzt. Kann Ihre Software das? Nicht sicher? Dann sollten wir uns unterhalten.