Adnovum sieht sich als starke Befürworterin und Verfechterin der rasanten Entwicklungen der KI. Von unserem Angebot an Conversational-AI-Lösungen über den Gebrauch von KI-Tools in internen Prozessen bis hin zur Untersuchung der Auswirkungen von KI auf Business und Gesellschaft: Wir haben weitreichende Erfahrungen mit der praktischen Anwendung dieser aufregenden neuen Technologie gesammelt. Dávid Balakirev, Regional CTO bei Adnovum Ungarn, sprach kürzlich mit Prof. Dr. Clemente Minonne von der Hochschule Luzern über Themen der KI, die oft übersehen werden: mit welchen realen Folgen und Herausforderungen eine unternehmensweite Einführung von KI einhergeht und wie sie sich psychologisch auf die Mitarbeitenden auswirken kann. Mit diesem Interview als Ausgangspunkt erklärt uns Dávid, wie sich ein Umfeld schaffen lässt, in dem die Mitarbeitenden das Potenzial der KI akzeptieren und sicher nutzen können.
Im Allgemeinen lassen sich die wichtigsten psychologischen Faktoren, die sich auf Mitarbeitende auswirken, in vier Kategorien einteilen:
Mitarbeitende …
... wollen das Gefühl haben, dass ihre Arbeit Wirkung hat.
... wollen sich kompetent fühlen und ein Experte in ihrem Fach sein.
… streben nach einem Gefühl der Selbstbestimmung.
... wollen bedeutende Arbeit leisten und so Sinnhaftigkeit und Wertschätzung spüren.
Diese Kategorien orientieren sich an den Konzepten, die Daniel Pink in seinem 2010 erschienenen Buch Drive: Was Sie wirklich motiviert darlegte, nämlich Selbstbestimmung, Perfektionierung und Sinnerfüllung. Diese Faktoren sind massgeblich, um die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu steigern und sie an das Unternehmen zu binden. Auch kann man sie dadurch motivieren, ihre Komfortzone zu verlassen, ihre Ansprüche zu erhöhen und eine bessere Leistung zu zeigen.
Die Möglichkeiten der generativen KI, Mitarbeitende in allen vier Kategorien positiv zu beeinflussen, sind offensichtlich. Erhöhte Produktivität steigert die Mitwirkung in einem Projekt, wodurch der persönliche Arbeitsbeitrag im Endprodukt stärker zur Geltung kommt. Erweiterte Fähigkeiten, eine höhere Arbeitsgeschwindigkeit und ein effizienter Workflow stärken ihr Selbstvertrauen als Experten und Leistungsträger in ihrem Gebiet. Durch die unterstützende Hand eines Kopiloten oder anderer KI-Programmierhilfen sind sie weniger abhängig von Vorgesetzten oder Kollegen. All diese Faktoren zusammen verleihen ihnen ein stärkeres Gefühl der Wertschätzung und Sinnhaftigkeit.
Aber es sind auch andere Aspekte im Spiel. Es kommt vor, dass Nachwuchskräfte bezüglich ihrer Arbeitsresultate von Zweifeln geplagt sind und zögern, z.B. von ihnen erstellten Softwarecode zu präsentieren, weil sie nicht inkompetent erscheinen möchten. Die KI kann solchen Code inspizieren, seine Funktionsfähigkeit prüfen und bei der Beseitigung von Mängeln behilflich sein. Sie leistet im Grunde als neutraler Gutachter Beistand und steht jederzeit zur Verfügung, auch an einem Freitagabend, wenn sonst niemand da ist.
Besonders für junge Programmierende, die in das Berufsleben einsteigen, ist dies hilfreich. Die Unterstützung durch KI stärkt ihr Selbstvertrauen und sorgt bei bestimmten psychologischen Belastungen wie Angstzuständen und dem Hochstaplersyndrom für Erleichterung.
«Allen betriebswirtschaftlichen Vorteilen zum Trotz: Wir wollen in erster Linie, dass unsere Mitarbeitenden ihr wahres Potenzial entfalten.» Karin Bühler |
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In der Theorie legt der Top-down-Ansatz den Schwerpunkt auf eine übergreifende und abstrakte Untersuchung der KI-Möglichkeiten und ihres allgemeinen Nutzens für das Unternehmen. Der von Adnovum praktizierte Top-Down-Ansatz besteht darin, dass der CTO und sein Team bei der Ermittlung und Untersuchung von Branchentrends eine Vorreiterrolle spielen. Diese Analyse wird in eine unternehmensweite Strategie umgewandelt, die den Ansatz, den das Unternehmen verfolgen möchte, und die Ziele, die es erreichen will, definiert. Dies wird dem gesamten Unternehmen kommuniziert. Die Absicht dabei ist, alle Beteiligten an Bord zu holen, indem die Vision erläutert und die Mitarbeitenden von der Tragfähigkeit und soliden Basis des Konzepts überzeugt werden.
Und mit allen Beteiligten sind hier wirklich alle gemeint. Adnovum arbeitet an einem Programm, das nicht zwischen technischen und nicht-technischen Abteilungen unterscheidet. Alle Mitarbeitenden im Unternehmen werden mit geeigneten KI-Tools, offiziellen Unternehmensrichtlinien für deren Einsatz und einer Reihe von Aufgaben und Beispielprojekten ausgestattet, die ihnen helfen, ein gutes Grundwissen und Übung in der Anwendung von KI zu erlangen. Diese Einführung soll helfen, die Idee, das Potenzial, aber auch die Risiken der KI zu erkennen.
Innerhalb von Adnovum sind die Market Units ein wesentlicher Faktor bei der Gestaltung der KI-Vision des Unternehmens. Mit ihren Fokusbranchen, ob Banken, Versicherungen, Logistik oder der öffentliche Dienst, sind sie eng vernetzt und verfügen über tiefgreifende Expertise zu deren Geschäftsfeldern. So können sie nicht nur wertvolles Feedback zur Eignung der Unternehmensstrategie für diese Branchen geben, sondern auch spezifische Trends beim Einsatz von KI an das CTO-Team vermitteln, damit diese bei der strategischen Planung berücksichtigt werden.
Der andere Ansatz ist, die Mitarbeitenden sich selbst zu überlassen. Sie können im Kontext ihrer spezifischen Aufgaben KI-Tools ausprobieren sowie deren Leistung und Mehrwert im Alltagsgebrauch bewerten. Besonders hervorzuheben sind hier die «Early Adopters». Diese besonders neugierigen Mitarbeitenden setzen eine neue Technologie immer sofort ein, entweder bei der Arbeit oder privat, sobald sie sie in die Hände bekommen. Im Allgemeinen können diese Enthusiasten als «Champions» innerhalb des Unternehmens fungieren: wichtige Antreibende, die andere dazu ermutigen, die neuen Tools auszuprobieren, und als Ansprechpersonen für Fragen und Anliegen parat stehen.
In der Praxis jedoch ist der «Bottom-up»-Ansatz mit der «Schattennutzung» gleichzusetzen. Jegliche KI-Nutzung, die ohne Leitung und vielleicht auch ohne das Wissen der Geschäftsführung geschieht, wird dem ganzen Unternehmen schnell grosses Kopfzerbrechen bereiten. Early Adopters agieren bei ihrem Einsatz neuer Technologien manchmal etwas vorschnell und ignorieren die damit verbundenen Risiken. Und Angestellte, die nicht mit unternehmenstauglicher Software ausgestattet sind, greifen möglicherweise auf frei zugängliche Online-Angebote zurück, was im Hinblick auf den Datenschutz problematisch ist.
Wie oben angedeutet, verfolgt Adnovum einen hybriden Ansatz. Der CTO mit seinem Team und die Market Units sind für die Einführung von KI-Lösungen und vor allem für die Festlegung, Aktualisierung und Durchsetzung eines regulatorischen Rahmens verantwortlich. Andererseits erkennen wir trotz der Risiken des Bottom-up-Ansatzes den grossen Wert, den Abteilungen, Projekt-Teams und einzelne Mitarbeitende aufweisen, und begrüssen ihre Vorschläge und ihr kontinuierliches Feedback für einen praxisnahen, effektiven und sicheren Einsatz von KI.
Insgesamt betrachtet ist unsere Erkundung der KI keinesfalls an hierarchische Strukturen gebunden. Zwar muss die Geschäftsführung dafür sorgen, dass die firmeninternen Richtlinien eingehalten werden, aber wir ermutigen Market Units, Abteilungen, Projektteams und einzelne Mitarbeitende dazu, ihre eigenen Pilotprojekte, Proofs of Concept und Experimente zu starten. Dieser «demokratische» Ansatz schafft eine Vielzahl an Perspektiven auf die Materie der KI und hilft dabei, mehr Uses Cases für unser Angebot und unsere internen Prozesse zu finden. Ausserdem lässt sich dadurch eine starrer Tunnelblick vermeiden, der vielversprechende Anwendungen der KI übersieht und es nicht schafft, bei Mitarbeitenden Begeisterung und Akzeptanz zu wecken.
Angesichts der zahlreichen Fallstricke, die mit jedem neuen und sich fortlaufend entwickelnden Technologiebereich (und insbesondere mit KI) verbunden sind, muss das Leadership-Team ein gemeinsames Verständnis und einen Fahrplan für die Einführung von KI definieren. Da es sich hierbei um ein kompliziertes Themenfeld mit vielen Unbekannten handelt, wird ein allgemeiner Leitfaden nicht ausreichen. Komplexe Fragen müssen beantwortet und wichtige Punkte geklärt werden, um sicherzustellen, dass die Mitarbeitenden mit den KI-Tools vertraut sind und sie zum grösstmöglichen Vorteil nutzen können. Zu diesen Themen gehören unter anderem:
Der erste Schritt in diesem Prozess sind Webinare, mit denen auf einfache Weise alle Mitarbeitenden erreicht werden können. Bei diesen Präsentationen sollte die Geschäftsleitung auf die folgenden Themen eingehen, vorzugsweise in speziellen Sitzungen, wenn mehr Details erforderlich sind:
Die Webinare legen das Fundament für den Gebrauch von KI-Lösungen, das man am besten durch Weiterbildungsmassnahmen ergänzt, die sowohl theoretische als auch praktische Bereiche abdecken. Dies kann durch interne Workshops geschehen, in denen bestimmte Anwendungsfälle präsentiert werden und Mitarbeitende sich mit Übungen und Beispielprojekten Praxis aneignen. Externe Weiterbildungsmöglichkeiten, u.U. mit Zertifizierung, sind ebenfalls eine Option.
Die Webinare und Workshops bieten reichlich Gelegenheit für Mitarbeitende, Fragen zu stellen und offene Punkte zu klären. Jedoch findet die eigentliche Kommunikation innerhalb des Unternehmens in den Intranet-Foren statt, die eine Reihe von Zwecken erfüllen:
Dieser letzte Punkt ist besonders wichtig, da die Kommunikation zur KI nie abgeschlossen sein wird. Eine Möglichkeit, das Personal auf dem Laufenden zu halten, sind regelmässige Nachrichten im Intranet. Diese informieren z.B. über Aktualisierungen und andere Wartungsarbeiten an den KI-Modellen oder über neue Funktionalitäten und Massnahmen, die von den Mitarbeitenden zu ergreifen sind. Grössere Roll-outs und erhebliche Anpassungen der Governance-Richtlinien sollten jedoch wieder durch verpflichtende und unternehmensweite Webinare vermittelt werden.
«Wir stehen erst am Anfang dieser KI-Reise. Es werden zweifellos noch viele weitere Umwälzungen kommen, die laufend erneute Einführungen erfordern.» Beat Fluri |
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Nicht allzu überraschend ist die IT einer der ersten Bereiche, die beim Einsatz von generativer KI in den Sinn kommen. Die IT brachte die KI hervor und ist das ideale Betätigungsfeld für die Stärken der KI bei der Erstellung von abstraktem Code. Egal, ob es darum geht, Software-Code zu erstellen, zu übersetzen und zu überprüfen oder Dokumentation zu erstellen und Bugs zu beheben: KI hat grosses Anwendungspotenzial in der Softwareentwicklung. Mehr Informationen dazu finden Sie in unserer detaillierten Beleuchtung dieses Themas auf unserem Blog.
In einer kürzlich durchgeführten (nicht repräsentativen) Umfrage unter unseren Mitarbeitenden wollten wir ermitteln, welche Vorteile sie bisher durch den Einsatz generativer KI erfahren haben:
Aber dass die gesteigerte Kreativität auch den ersten Platz für sich beanspruchen kann, ist etwas überraschender. Natürlich waren die Hoffnungen gross, dass mit der Übertragung alltäglicher Aufgaben an die KI die Hände der Softwareentwickelnden für interessantere Aufgaben frei werden, aber dass sich dies so schnell und so stark in einem Kreativitätsschub bemerkbar macht, ist bemerkenswert. Das mag daran liegen, dass generative KI nicht nur Raum für Kreativität lässt, sondern auch dabei helfen kann, Ideen zu sammeln, von denen sich die Nutzenden inspirieren lassen oder einzelne Elemente übernehmen, um etwas Eigenes zu schaffen.
Dieser letzte Aspekt spielt vermutlich auch bei der verbesserten Entscheidungsfindung eine Rolle, die mit immerhin 17 Nennungen an dritter Stelle liegt. Generative KI hilft, Optionen zu erkennen, und eignet sich hervorragend für die Analyse grosser Datensätze. Dies ermöglicht einen organisierten und ganzheitlichen Ansatz, bei dem die Entscheidungstragenden die Vor- und Nachteile jeder einzelnen Möglichkeit sorgfältig abwägen können.
Am unteren Ende des Spektrums steht die Arbeitsbereicherung mit 11 Nennungen. Für Unternehmen, die die Mitarbeiterzufriedenheit verbessern wollen, muss dies jedoch keine schlechte Nachricht sein. Wir stehen noch am Anfang der KI-Reise, und es ist höchste Vorsicht geboten. Dementsprechend vorsichtig erforschen unsere Mitarbeitenden die KI: Sie bleiben überwiegend in ihren eigenen Fachgebieten und beobachten die Ein- und Ausgabedaten genau, um zu gewährleisten, dass die Ergebnisse korrekt und brauchbar sind.
Die Arbeitsbereicherung wird höchstwahrscheinlich in dem Masse zunehmen, in dem die Mitarbeitenden fähiger und sicherer im Umgang mit KI werden und deren Risiken einschätzen können. Aber im Moment befolgen sie klare Richtlinien, um sicherzustellen, dass ihre Nutzung von KI sicher ist und keine negativen Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb hat.
Was man tun sollte | Was man nicht tun sollte |
Richtlinien für den Einsatz von AI entwickeln |
Die Fähigkeiten der KI überschätzen; der Mensch soll die Zügel fest in der Hand behalten |
Sensible Daten schützen |
Sich ausschliesslich auf KI verlassen |
Generative KI anfangs bei kleineren, nicht-geschäftskritischen Projekten einsetzen |
Andere Werkzeuge und Hilfsmittel für anstehende Aufgaben vernachlässigen |
KI in Bereichen verwenden, in denen ein hohes Mass an Fachwissen vorhanden ist |
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Mit wachem Auge auf Vorurteile, problematische Inhalte und Halluzinationen achten |
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KI-generiertes Material auf urheberrechtlich geschütztes Quellmaterial und Bugs (möglicherweise von böswilligen Akteuren platziert) überprüfen |
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Gegenüber Kolleginnen und Kollegen, Vorgesetzten und Kunden offenlegen, wenn generative KI bei der Erstellung von Code oder anderen Arbeitsergebnissen eingesetzt wurde (oder dies geplant ist) |
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Nutzerfeedback einholen, um Probleme zu erkennen und Arbeitstechniken zu verbessern |
Auf grundlegender Ebene prüfen wir kontinuierlich die unternehmenstauglichen Lösungen, die sich derzeit auf dem Markt befinden, wie Microsoft Copilot, GitHub Copilot und Azure OpenAI Service. Dabei geht es vor allem um die Zusicherungen dieser Anbieter, die den Rechtsschutz, die Qualität der Trainingsdaten und die Datensicherheit betreffen. Ausserdem experimentieren wir mit diesen Diensten, um festzustellen, welche für unsere Zwecke am besten geeignet sind und den grössten Mehrwert bieten.
Anwendungsfälle für Entwickler
Dies ist vor allem in der Softwareentwicklung der Fall. Bei Testanwendungsfällen und in unseren internen Prozessen untersuchen wir die Leistung der einzelnen Dienste und wie sie sich in unsere Abläufe und Aufgaben einfügen lassen. Diese Tests wurden und werden in einer sicheren Umgebung und in nicht-geschäftskritischen, nicht-sensiblen Projekten durchgeführt, um jegliche Verletzung unserer Sicherheitsprotokolle zu verhindern.
Unterstützung bei organisatorischen Tätigkeiten
Unsere Bewertungen beschränken sich jedoch nicht auf die Softwareentwicklung. Auch nicht-technische Mitarbeitende testen KI-Tools in ihren spezifischen Bereichen. Anfangs war dies oft eher spielerischer Natur, z.B. erstellte man mit KI Bilder oder Texte für Nachrichten oder Mitteilungen in unserem Intranet. Die Erfahrung aus diesen Anwendungen übertrug man bald auf geschäftsrelevantere Anwendungen. So verwenden die Mitarbeitenden generative KI, die in ihren Office-Anwendungen integriert ist, um Probleme und Verfahren mit Diagrammen zu veranschaulichen, Entwürfe für Texte oder Präsentationen zu erarbeiten, Datenblätter zu analysieren und interne Korrespondenz und Kommunikation zusammenzufassen. Und das alles in einem Bruchteil der Zeit, die die herkömmlichen Prozesse benötigen.
Verbesserung und Erweiterung des Portfolios
Und schliesslich erforschen wir die Möglichkeiten, wie KI unsere Produkte und Dienstleistungen bereichern oder zur Schaffung neuer Angebote beitragen kann. Im Idealfall führt dies zu marktreifen Lösungen, wie dies bei unseren Conversational-AI-Produkten der Fall ist. Aber auch bei Versuchen, die nicht sofort von Erfolg gekrönt sind, gewinnen wir viele Erkenntnisse. Damit verstehen wir das Potenzial und die Möglichkeiten der KI besser und schaffen eine solide Grundlage für zukünftige Anwendungsfälle und Applikationen.
Die potenziellen Stolpersteine, die ein Unternehmen bei der Einführung der KI ins Straucheln bringen können, lassen sich in zwei Kategorien einteilen: externe und interne Herausforderungen.
Und ein genauerer Blick:
Die Ergebnisse zeugen von der nüchternen und realistischen Sichtweise unserer Mitarbeitenden. Es lässt sich nur schwer bestreiten, dass die Datensicherheit und die von der KI erzeugten Halluzinationen zumindest kurzfristig die grössten Hürden für eine sichere und gewinnbringende Einführung der KI sind. Sie stellen nicht nur in der sicheren Anwendung und für die Qualität des Ergebnisses ein Risiko dar, sondern machen auch zusätzlichen Aufwand notwendig, um zufriedenstellende Ergebnisse zu erzielen. Mehrere Teilnehmende der Umfrage wiesen auf die unter Umständen geringen Zeitersparnisse durch KI hin, wenn Nutzende zusätzliche Vorkehrungen für die Datensicherheit treffen, die KI zielführend «prompten» und auf Halluzinationen achtgeben müssen.
Während die ersten beiden Plätze die unmittelbarsten Bedenken zur KI widerspiegeln, sind auf den unteren Rängen die eher langfristigen potenziellen Risiken vertreten. Dass das Thema der Arbeitsplatzsicherheit an letzter Stelle steht, war eine Erleichterung, aber dies bedeutet nicht, dass es völlig ignoriert werden kann. Diese Sorge könnte mit zunehmender Ausreifung und Zuverlässigkeit der KI wachsen. Dies deckt sich mit einem anderen Eindruck, den die Befragten in der Umfrage äusserten:
Dass Mitarbeitende schon jetzt von Gefühlen der Isolation am Arbeitsplatz berichten, ist erstaunlich, auch wenn es nur eine Minderheit ist. Wie die Sorge um die Jobsicherheit könnte sich dieses Phänomen mit der fortschreitenden Entwicklung der KI durchaus ausbreiten. Wenn die KI für Mitarbeitende immer mehr zum ersten Ansprechpartner und grössten Bezugspunkt wird, könnten die zwischenmenschlichen Beziehungen am Arbeitsplatz darunter leiden, insbesondere im Zuge einer fortgesetzten Nutzung von Homeoffice. Für Unternehmen, die nicht nur die Produktivität steigern, sondern auch das Arbeitserlebnis ihrer Mitarbeitenden bereichern wollen, wäre dies eine bedenkliche Entwicklung.
Ein übermässiger Einsatz von KI-Tools birgt in diesen beiden Kontexten ein doppeltes Risiko. Erstens wird ein gewohnheitsmässiger Rückgriff auf die KI bei der Codegenerierung kaum innovative Resultate begünstigen; diese Arbeitsweise nach dem Schema F würde langfristig die fachliche Entwicklung angehender Programmierenden hemmen. Und zweitens, obwohl generative KI bei den rein technischen Aspekten der Codierung einen hilfreichen Beitrag leistet, hat es bisher noch wenig zu bieten, wenn es den gesamten Prozess der Softwareentwicklung in den Rahmen des Projektmanagements und der Geschäftsziele einzubetten gilt.
«Ich habe immer von der Unterstützung von älteren Mitarbeitenden und Vorgesetzten profitiert. Sie können das Wissen, die Weisheit und das Know-how vermitteln, das man nur mit jahrelanger Erfahrung erlangen kann.» Dávid Csákvári |
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Wir sind uns aber der Gefahren dieser neuen Technologie sehr bewusst und müssen diesen Weg vorsichtig beschreiten. Wir glauben, dass ein risikobewusster Ansatz hier einem doppelten Zweck dient: Zum einen müssen wir jegliche Bedrohung für unser Unternehmen, unsere Mitarbeitenden, unsere Lösungen und unsere Kunden ausschliessen. Zum andern wollen wir unseren Kunden einen Mehrwert bieten, indem wir ihnen das Potenzial der KI ohne die damit verbundenen Risiken zugänglich machen. Die drei Eckpfeiler dafür sind:
In ihrer mehr als 30-jährigen Geschichte hat Adnovum viele wichtige Entwicklungen in der IT miterlebt – aber nur wenige davon können sich mit dem Paradigmenwechsel messen, den die KI für Industrie und Gesellschaft bereithält. Ähnlich wie das Internet, das sich von einer hauptsächlich von Technikfans genutzten Plattform zum heute vorherrschenden Mittel des sozialen Austauschs entwickelt hat, wächst die KI über das technologische Milieu hinaus und beginnt, unser aller Privat- und Berufsleben zu durchdringen. Und das wird dramatische Veränderungen mit sich bringen.
Die KI wird keine Mitarbeitenden ersetzen, aber Mitarbeitende, die KI nutzen, könnten diejenigen ersetzen, die dies nicht tun. Unternehmen müssen daher ihr Bestes geben, damit ihre Belegschaft die neuen Möglichkeiten der KI mit Überzeugung annimmt und nutzt: Sie müssen einen Rechtsrahmen schaffen, der eine sichere Nutzung gewährleistet, ihren Mitarbeitenden die notwendigen Werkzeuge und Möglichkeiten zum Erwerb von KI-Kenntnissen zur Verfügung stellen und ein offenes Ohr für Bedenken und Feedback haben. Und, was am wichtigsten ist, die Wertschätzung menschlicher Talente und Fähigkeiten fördern.
KI macht uns unsere Unzulänglichkeiten schmerzlich bewusst, beispielsweise bei der Analyse grosser Datenmengen oder der schnellen Erstellung von Texten und Bildern. Aber man darf nicht vergessen, dass die KI in Bezug auf Kreativität, Einfallsreichtum, Findigkeit und gesunden Menschenverstand ihre eigenen Defizite aufweist. Schliesslich kann die KI nur die Wege beschreiten, die Millionen von Menschen für sie vorgezeichnet haben. Vielleicht ist es also am sinnvollsten, das grösste Potenzial von KI nicht in der Produktivitäts- oder Profitsteigerung zu sehen, sondern in dem Freiraum, den sie uns verschafft, um unsere unnachahmlich menschlichen Stärken zu zelebrieren.
Dieser Blogbeitrag entstand aus einem Interview zwischen Dávid Balakirev, Regional CTO von Adnovum Ungarn, und Prof. Dr. Clemente Minonne von der Hochschule Luzern.