Liebe Anneline
Du bist eine unglaublich kreative Frau, die Grafikdesign im Blut trägt und ihre unternehmerische Leidenschaft lebt. Du arbeitest 80% bei Adnovum als Senior UX- und UI-Designerin und 20% (oder vermutlich mehr) für das von dir mitgegründete Start-up-Unternehmen PlaceToBee, eine Online-Plattform, die Genuss-Camper mit Schweizer Produzenten verbindet.
Wir sind neugierig: Wie vereinst du die Arbeit bei Adnovum mit deiner Selbstständigkeit bei PlaceToBee?
Das 80/20-Prinzip hat sich, dank meinem einzigartigen Geschäftspartner bei PlaceToBee, als sehr effektiv erwiesen.
Bereits vom ersten Tag an verlief unsere Zusammenarbeit wie am Schnürchen und bis heute ist diese von einer aussergewöhnlichen Synergie geprägt.
Er erstellte damals den ersten Entwurf unserer mobilen App und ich steuerte Schritt für Schritt meine Expertise bei, bis wir bereit waren zusammen das Unternehmen zu gründen. Seitdem kann ich das Wissen und die Fähigkeiten von meiner Rolle bei Adnovum anwenden und im Gegenzug meine Einblicke in neue Themengebiete in die Arbeit bei Adnovum einbringen.
Für Adnovum ist meine Nebentätigkeit überhaupt kein Problem, da sie das Start-up nie als Konkurrenz betrachteten. Eher das Gegenteil war der Fall! Immer wieder boten sie ihre Unterstützung an und erkundigten sich, wie das Geschäft läuft.
Kannst du ein Beispiel dafür geben?
Klar! Uns wurde zum Beispiel die Möglichkeit gegeben, die erste mobile App (MVP) für PlaceToBee mit unserem Praktikanten des Forschungs- und Entwicklungsteams in Ungarn zu entwickeln. Zudem hatte ich das Glück, einen Career Coach zu haben, die meine berufliche Entfaltung stets unterstützt und die Entwicklung meiner Karriere ermöglicht hat. Du hast sie auch interviewt (Marie-France)!
Das ist wirklich grossartig! Gibt es noch andere Meilensteine in deiner Karriere, die du gerne mit uns teilen würdest?
Ein wichtiger Punkt ist für mich, dass ich hier bei Adnovum, die Theorie, die ich gelernt habe, in die Praxis umsetzen kann, und dass ich bei richtig coolen Projekten mitarbeiten darf. Diese Kombination finde ich super erfüllend.
Ein anderer Punkt ist natürlich, dass ich nebenher meine eigene Firma aufzubauen konnte. Und ich bin sehr stolz und dankbar dafür, dass ich Berufsbildnerin, oder «UX-Mama», für unseren UX-Lehrling sein darf.
Und zu guter Letzt war die Balance zwischen Kreativität und Struktur für einen kreativ veranlagten Menschen wie mich ein wichtiger persönlicher Meilenstein und ein Schlüsselfaktor für meine Karriere. Ich habe festgestellt, dass meine Kreativität geradezu explodierte, seitdem ich Struktur in meine kreativen Prozesse brachte.
Wieso hast du Adnovum anderen Unternehmen vorgezogen, als du vor mehr als fünf Jahren bei uns anfingst?
Ich habe Adnovum nicht ausgesucht – Adnovum wählte mich aus! (lacht) Sie vertrauten mir und meinen Fähigkeiten und luden mich ein, die UX-Designerin zu werden, die ich heute bin.
Und für eine kreative Person mit einem Hintergrund im Grafikdesign mag die Arbeit in der IT-Branche sehr langweilig erscheinen. Aber Adnovum bewies vom ersten Tag an das Gegenteil. Ich hatte die Möglichkeit, an wirklich aufregenden Projekten mitzuarbeiten, wie die neue Mobility-App. Das Projekt wurde erst kürzlich an den Best of Swiss Apps Awards als Gewinnerin gekürt und hat vier Auszeichnungen heimgebracht: Zwei Goldmedaillen für Design sowie UX & Usability, eine Silbermedaille für Funktionalität, und den Haupttitel als «Master of Swiss Apps» selbst!
Wow, was für ein Erfolg! Ihr könnt so stolz auf euch sein!
Lass uns nun etwas in das Thema «Woman at Work» eintauchen: Wo siehst du Adnovum in zehn Jahren im Hinblick auf die Arbeitsweise und die Geschlechtergleichstellung?
Die Arbeitsweise wird sicherlich immer flexibler werden, wie es sich mit Initiativen wie #newwork und #workfromanywhere bereits gezeigt hat. Ausserdem glaube ich, dass es wie auch in anderen Unternehmen einen zunehmenden Bedarf an Transparenz in den Lohnstrukturen geben wird sowie einen grösseren Druck, Beiträge von Frauen ernster zu nehmen.
Hast du jemals bei Adnovum oder woanders Erfahrungen mit der «gläsernen Decke» gemacht? Oder anders ausgedrückt: Warst du jemals in einer Situation, in der man dir den Weg zu deinem nächsten Meilenstein erschwerte, weil du eine Frau bist?
Nein, das ist mir persönlich noch nie passiert. Ich war bisher immer in der Lage, mir wo notwendig Gehör zu verschaffen und mich durchzusetzen. Vielleicht liegt das an meinem Charakter? Ich weiss es nicht.
Dennoch habe ich im Laufe meiner Karriere manchmal gewisse Verhaltensweisen beobachtet, die eine Voreingenommenheit gegenüber Frauen andeuteten, insbesondere im Kontakt mit externen Personen. Interessanterweise habe ich diese Verhaltensweisen weniger bei Männern und öfter bei Frauen im Umgang mit anderen Frauen gesehen. Das fand ich doch ziemlich überraschend.
Wer war oder ist dein Vorbild?
Das ist einfach! Ohne Zweifel mein Grossvater. Er war zwischen 1942 und 1944 Mitglied der französischen Résistance und transportierte heimlich Waffen und Munition, die er in hölzernen Fahrradkisten aus seinem eigenen Fahrradladen versteckte. Sein Sinn für Humor und sein unbeugsamer Charakter haben einen tiefen Eindruck auf mich hinterlassen. Seine rebellische Natur, sein Humor und seine Scharfsinnigkeit haben unbestreitbar auch meinen eigenen Charakter geprägt.
Vielen Dank für deine Zeit und das Teilen deiner Geschichte, Anneline! Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Erfolg und Freude beim kreativen Gestalten.
